Frere Roger – Gründer der
Gemeinschaft von Taizé
I
n der
von ihm gegründeten Gemeinschaft in Taizé versucht Frère Roger, das
christliche Ideal der Versöhnung umzusetzen und in ökumenischer
Zusammenarbeit zu leben. Besonders engagiert sich der Schweitzer
Geistliche für den internationalen Dialog unter Jugendlichen. Zu den von
der Gemeinschaft in Taizé organisierten Jugendtreffen kommen jährlich
Zehntausende Christen aus ganz Europa.
Frere Roger wurde am 12. Mai 1915 als Roger
Schutz-Marsauche in Provence in der Schweiz geboren. Sein Vater war ein
reformierter Schweizer Pfarrer, seine Mutter Französin. In den Jahren
1937 bis 1940 studierte Schutz Theologie in Lausanne und Strassburg. Im
August 1940 zog er nach Frankreich. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs
verbrachte Schutz im burgundischen Dorf Taizé, wenige Kilometer von der
Demarkationslinie entfernt, die Frankreich damals teilte. Mehrfach
versteckte der Geistliche gefährdete Flüchtlinge, vor allem Juden.
Ökumenische Gemeinschaft
Allmählich schlossen sich Frère Roger auch andere
Brüder an. 1949 legten sie gemeinsam ein Gelübde ab und verpflichteten
sich zum klösterlichen Leben – die "Communaute" (Gemeinschaft) war
gegründet. Die ersten Brüder waren evangelischen Ursprungs. Später
stießen auch Katholiken dazu. Den ökumenischen Charakter behielt die
Gemeinschaft, die heute aus rund 100 Brüdern aus 25 Nationen besteht,
bei.
Die "Communaute" nimmt für sich selbst keine Spenden
oder Geschenke an. Die Brüder verzichten auch auf ihre Erbschaften. Sie
verdienen ihren Lebensunterhalt selbst und bestreiten die Unterstützung
anderer ausschließlich mit dem Ertrag ihrer Arbeit.
In den Elendsviertel zuhause
Seit den fünfziger Jahren leben stets einige Brüder
in kleinen Fraternitäten an der Seite von notleidenden Menschen. In
asiatischen, afrikanischen und amerikanischen Elendsvierteln teilen
Angehörige der "Communaute" die Lebensbedingungen der Ärmsten. Frere
Roger lebte ebenfalls immer wieder in verschiedenen Armutszonen. Ab 1962
fuhr er mehrfach in die Länder des kommunistischen Osteuropas und suchte
so die Menschen auf, die nicht frei reisen konnten.
Jugendliche Gäste
Seit 1957 kommen regelmäßig Jugendliche nach Taizé.
Wichtig war dabei von Anfang an der internationale Charakter der
Treffen. Die Jugendlichen kommen aus sämtlichen ost- und
westeuropäischen Ländern und den anderen Erdteilen. Pro Woche beteiligen
sich an den wöchentlichen Jugendtreffen bis zu 6.000 Jugendliche aus
zahlreichen Nationen. Hunderttausende Jugendliche beschäftigten sich so
im Laufe der Jahre in Taizé mit dem grundliegenden Thema der
Gemeinschaft: inneres Leben und Solidarität mit den Menschen.
"Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde"
Zur unterstützenden Begleitung der Jugendlichen geht
von Taizé ein sogenannter "Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde" aus.
Der Pilgerweg fasst die Jugendlichen nicht zu einer fest organisierten
Bewegung im Umfeld der "Communaute" zusammen, sondern möchte Impulse des
Friedens und der Versöhnung senden. Teil des Pilgerwegs sind die
jährlichen Jugendtreffen in verschiedenen europäischen Städten.
Zehntausende Jugendliche aus Ost- und Westeuropa versammeln sich dabei
zum gemeinsamen Gebet und Gespräch. Immer wieder appelliert Frere Roger
dabei an die versammelten Jugendlichen, Grenzen und Brüche zu
überwinden. Denn, so Frere Roger, nicht nur Politiker bestimmendie
Zukunft der Menschheitsfamilie. Auch viele einfache Menschen könnten
neue Wege bahnen, und gerade junge Leute könnten Wege suchen, "in der
Nacht der Völker ein Licht anzuzünden".
Frere Roger wurde unter anderem mit dem Friedenspreis
des Deutschen Buchhandels und dem UNESCO-Preis für Friedenserziehung
ausgezeichnet.